als MP3 herunterladen

Die Geschichte vom Garten ohne Mauern

Es war einmal, in einer Zeit, die der heutigen gar nicht so unähnlich war, da lebten die Menschen in einem wunderschönen, riesigen Garten. Dieser Garten hatte alles: Bäume voller Früchte, Bäche mit klarem Wasser, gemütliche Häuser und weite Felder, auf denen alles wuchs, was man sich wünschen konnte. Die Sonne schien für alle, und der Regen fiel gerecht auf alle Pflanzen.

Doch in diesem Garten gab es eine seltsame Sache, die die Menschen selbst erfunden hatten: Sie nannten es "Münzen".

Anfangs waren die Münzen nützlich. Wenn jemand einen Baum fällte und daraus ein Haus baute, konnte er ein paar Münzen bekommen. Wenn jemand Früchte benötigte, konnte er Münzen dafür geben. Man dachte, das würde das Teilen einfacher machen.

Aber bald passierte etwas Merkwürdiges. Die Menschen begannen, nicht mehr zu fragen: "Was brauchen wir?", sondern: "Wie viele Münzen kann ich bekommen?" Sie sammelten immer mehr Münzen und wollten immer mehr davon. Einige begannen, die besten Plätze im Garten mit unsichtbaren Mauern zu umgeben und zu sagen: "Diese Früchte und dieses Wasser gehören nur mir, es sei denn, du mir dafür Münzen gibst!"

So geschah es, dass einige Menschen riesige Haufen von Münzen hatten und in großen Häusern lebten, während andere kaum eine Münze besaßen und hungrig vor den vollen Obstbäumen stehen blieben, die plötzlich "jemand anderem" gehörten.

Die Münzen wuchsen auf seltsame Weise. Wenn sich jemand Münzen "lieh", um etwas zu bauen, musste er immer ein paar Münzen mehr zurückgeben, als er bekommen hatte. Aber woher sollten diese zusätzlichen Münzen kommen? Nun, sie mussten von anderen Menschen durch neue "Leihvorgänge" oder durch mehr Arbeit und mehr Früchte gesammelt werden. Es war wie ein Spiel, bei dem immer mehr Münzen gebraucht wurden, obwohl es im Garten doch schon genug gab.

Die Erwachsenen rannten wie wild durch den Garten, immer auf der Jagd nach mehr Münzen, immer gestresst. Sie hatten kaum Zeit, die Blumen zu riechen oder unter den Bäumen zu spielen. Wenn ihre Kinder fragten: "Warum gehört dieser Baum nur dem Mann mit den vielen Münzen, obwohl wir doch alle hungrig sind?", zuckten die Erwachsenen oft mit den Schultern und sagten: "So ist das eben. Das ist das Münz-Spiel."

Doch eines Tages kamen die kleinen Funken – die Kinder. Sie sahen, wie absurd das war. Sie verstanden, dass die Bäume und das Wasser nicht wirklich Mauern hatten. Sie sahen, dass die Münzen nur ein Spiel waren, das die Menschen erfunden hatten, und dass das Spiel dazu führte, dass Menschen hungerten, obwohl der Garten überquoll.

Die Kinder begannen, einfache Fragen zu stellen. Sie sagten zu ihren Eltern: "Mama, Papa, warum können wir nicht einfach Früchte essen, wenn wir hungrig sind? Die Bäume haben doch genug für alle! Warum müssen wir uns streiten, wer wie viele Münzen hat, wenn wir doch alle auf diesem wunderschönen Garten-Planeten leben?"

Manchmal schüttelten die Erwachsenen den Kopf und sagten: "Das ist kompliziert." Aber die Kinder gaben nicht auf. Sie fragten immer wieder. Sie begannen, selbst kleine Gemeinschaften zu bilden, in denen sie ihre Spielzeuge und ihr Wissen teilten, ohne Münzen zu verlangen. Sie zeigten, dass es Freude macht, zu geben und zu teilen, und dass man nicht hungrig sein muss, wenn man zusammenarbeitet.

Langsam, ganz langsam, begannen einige Erwachsene, genauer hinzuhören. Sie sahen die leuchtenden Augen ihrer Kinder, die so viel klarer sahen als sie selbst. Sie erinnerten sich an die Zeit, als der Garten noch keine Mauern hatte und das Lachen der Kinder die einzige Währung war, die zählte.

Es war ein langer Weg, und nicht alle verstanden es sofort. Aber die kleinen Funken, die Kinder, hielten die Erinnerung an den Garten ohne Mauern lebendig. Und sie zeigten den Erwachsenen, dass das größte Geschenk, das man sich selbst machen kann, das Teilen ist, und dass der wahre Reichtum nicht in Münzen liegt, sondern im blühenden Garten für alle und in der Verbindung der Menschen, die ihn gemeinsam pflegen.

Bildliche Momentaufnahme des unbegrenzten Raumes und des stetigen Kollapses